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Wissen über die Vergangenheit, um im Heute Verantwortung übernehmen zu können

Quelle: Bericht: N. Hermann

Autorenlesung-mit-Bild Autor Jürgen Gückel

Autor Jürgen Gückel liest aus seiner Reportage „Klassenfoto mit Massenmörder“ an der Erwin Teufel Schule Sein Buch sei keine wissenschaftliche Abhandlung, auch keine fiktive Literatur, sondern ein journalistisches Werk mit dem er Leser anrühren, sensibilisieren und informieren wolle. In einer Klasse des Kaufmännischen Berufskollegs der Erwin Teufel Schule ist die Intention des Autors Jürgen Gückel absolut gelungen. Gespannt, auch entsetzt, hörten die Schülerinnen und Schüler die tatsächliche Geschichte des ersten Lehrers von Jürgen Gückel, Artur Wilke. Wilke war studierter Theologe, trat im nationalsozialistischen Deutschland der SS bei und wurde nach dem Überfall auf die Sowjetunion einer Tötungseinheit zugeordnet, die Partisanen bekämpfte und für die massenhafte Tötung jüdischer Zivilisten zuständig war. Er war an entsetzlichen Verbrechen beteiligt. Nach dem Krieg lebte er ein bürgerliches Leben unter dem Namen seines gefallenen Bruders, des Lehrers Walter Wilke. Als Walter heiratete er ein zweites Mal, ließ sich sogar als falscher Onkel zum Vormund der eigenen Kinder aus erster Ehe bestellen, die er dann bald wieder zur Adoption frei gab. Es ist eine Geschichte über unglaubliche Abgründe, ein Massenmörder, der in der jungen Republik ein Leben, basierend auf unzähligen Lügen, lebt. Eindrücklich berichtete der Autor vom Schweigen der Tätergeneration, das wohl auch erst solche Biografien zuließ. Deutlich wurde auch die schwierige Aufarbeitung der NS-Verbrechen . Im Anschluss an die Lesung stellte sich der Autor den Fragen der Schülerinnen und Schüler, die sehr differenziert beantwortet wurden. Die Zuhörer bewegte die Frage, weshalb sich Gückel diesem grausamen, abgründigen Thema widmete. Er habe das Schweigen, das er von seiner Elterngeneration kannte, zu durchbrechen versucht, wollte der Wahrheit auf die Spur kommen, um die verschwommene Erinnerung an den verhafteten Lehrer Wilke zu klären. Es sei auch ein Buch über das Erinnern und wie schwierig und subjektiv dies sei.

Am Ende appellierte er an die junge Generation, wissen zu wollen, sich vor historischen Hintergründen nicht zu verschließen, um zu erkennen, wo aus Recht Unrecht wurde. Nur so könne man Bedrohungen für eine freiheitliche Grundordnung erkennen und sich davor schützen.

Journalist Jürgen Gückel betont, dass er mit dieser Botschaft besonders gerne in Schulklassen lese. Diese Botschaft kam bei den Schülerinnen und Schüler der Klasse 1BK2W1 an, die äußerst interessiert am dargestellten Fallbeispiel waren und nun eine weitere Facette zum Themenbereich Entrechtung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhalten haben. Das Wissen über die Vergangenheit ist notwendig, um in unserer demokratischen Gesellschaft Verantwortung übernehmen zu können.